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Veranstaltungen vergangener Semester

Hier finden Sie Lehrveranstaltungskommentare und Kolloquienprogramme aus zurückliegenden Semestern

Sommersemester 2024

Vorlesung

Die Reformation als kultureller Umbruch

 

Prof. Dr. André Johannes Krischer

Kommentar   

Religion, Gesellschaft und Politik waren in Europa am Beginn des 16. Jahrhundert untrennbar miteinander verbunden. Insofern erstreckte sich die Reformation auch auf verschiedene Lebensbereiche und beschleunigte Prozesse, die schon im 15. Jahrhundert eingesetzt hatten und die weitere Entwicklung der Frühen Neuzeit bestimmten: Staatsbildung und Kriegführung, Medien- und Wissensrevolution, Geschlechterverhältnisse, wirtschaftliche Verdichtung, künstlerische Produktionen usf. Die Vorlesung gibt einen Überblick über diese entscheidende Transformationsphase und führt dabei zugleich in die deutsche Geschichte des 16. Jahrhunderts in ihren europäischen und globalen Bezügen ein. Die Vorlesung kann als Überblicksvorlesung Neuere Geschichte (16. bis 18. Jh.) besucht werden. Die Vorlesung schließt mit einer Klausur.

Literatur

Erste Literaturhinweise:

Horst Rabe, Deutsche Geschichte 1500-1600. Das Jahrhundert der Glaubensspaltung, München 1991;

Susan Karant-Nunn, The Reformation of Ritual. An Interpretation of Early Modern Germany. London/New York 1997;

Kulturelle Reformation: Sinnformationen im Umbruch 1400 - 1600, hg. v. Bernhard Jussen / Craig Koslofsky, Göttingen 1999;

Thomas Kaufmann, Geschichte der Reformation.Verlag der Weltreligionen, Frankfurt/M. / Leipzig 2009;

Lyndal Roper Martin Luther, in: Peter Marshall (Hg.),The Oxford History of the Reformation, Oxford, 2022, 51-94;

Alexandra Walsham, Reformation Legacies, in:ebd., 292-346.

Termin, Ort

Do 10 - 12 Uhr (c.t.); 18.04.24 - 18.07.24, Paulussaal/Pauluskirche

Kolloquium

Neue Forschungen zur Geschichte der Frühen Neuzeit

 

Prof. Dr. André Johannes Krischer; ReferentInnen

Kommentar   

Das Kolloquium dient zur Vorstellung und Diskussion neuerer Forschungen und Ansätze zur Geschichte der

Frühen Neuzeit in ihren globalen Bezügen. Neben Vorträgen auswärtiger Referent:innen können auch interne

Qualifikationsschriften zur Diskussion gestellt werden.

Termin, Ort

Di 18 - 20 Uhr (c.t.); 16.04.24 - 16.07.24 (Ausfalltermin: 21.05.24), Kollegiengebäude IV/HS 4450

Eine Übersicht der Termine und Themen finden Sie hier.

Hauptseminare

Der Alltag der Reformation – Reformation des Alltags? Der Wandel der Lebenswelten im 16. Jahrhundert

 

Prof. Dr. André Johannes Krischer

Kommentar   

Die Reformation hatte über ihre religiösen Dimensionen hinaus tiefgreifende Auswirkungen auf verschiedene Aspekte des täglichen Lebens. Martin Luther vertrat z.B. ein neues Ideal der Ehe und wertete Ehelosigkeit ab, was mit der Schließung städtischer Bordelle, der Auflösung zahlreicher Klöster und der Abschaffung des Zölibats einherging. Arbeit und Beruf erfuhren eine Aufwertung, damit korrespondierten in den Städten veränderte zeitliche Rhythmen, die nicht länger von traditionellen Frömmigkeitspraktiken dominiert wurden. Der gesamte städtische Ritualkalender stand zur Disposition, mit Auswirkung auf das Politische und die Gefühlswelten. Umgekehrt ist die Wirkmächtigkeit der Reformation nicht nur durch ihre theologischen Botschaften zu erklären, sondern auch dadurch, dass sie im Alltag der unterschiedlichen Stände (Adel, Bürgertum, Bauern) gelebt und auf diese Weise institutionalisiert werden konnte. Im Seminar sollen die komplexen Zusammenhänge zwischen reformatorischer Theologie, Frömmigkeit, religiöser Praxis und den daraus resultierenden politischen und sozialgeschichtlichen Veränderungen untersucht werden, vorrangig an deutschen und englischen Beispielen.

Der Besuch der Vorlesung „Die Reformation als kultureller Umbruch“ wird empfohlen.

Das Abgabedatum für die Hausarbeit ist der 15. September 2024. Mündliche Prüfungen nach individueller Absprache i.d.R. zwischen dem 24. Juli und dem 13. Oktober 2024.

Zu erbringende Studienleistung: regelmäßige und stets vorbereitete Teilnahme, aktive mündliche Mitarbeit, Übernahme einer Präsentation, ein Essay (3 Seiten plus Anhang).

Literatur

Lyndal Roper, Das fromme Haus. Frauen und Moral in der Reformation. Frankfurt a.M. / New York 1995;

Ulinka Rublack, Reformation Europe, Cambridge 2. Aufl. 2017;

Susan C. Karant-Nunn, Ritual, Gender, and Emotions. Essays on the Social and Cultural History of the Reformation, hg. v. Matthias Pohlig, Tübingen 2022;

Religious Practices and Everyday Life in the Long Fifteenth Century (1350–1570). Interpreting Changes and Changes of Interpretation, hg. v. Ian Johnson / Ana Maria Rodrigues, Turnhout 2022;

Reformation and Everyday Life, hg. v. Nina J. Koefoed / Bo Kristian Holm, Göttingen 2023.

Termin, Ort

Di 14 - 17 Uhr (c.t.); 16.04.24 - 16.07.24, Kollegiengebäude IV/HS 4450

Revolution und Gelehrsamkeit. Der badische Liberalismus

 

PD Dr. Georg Eckert

Kommentar   

In Baden gelangte der Liberalismus zu besonderer, weithin bewunderter Blüte: auch in Gestalt des monumentalen Rotteck-Welcker’schen „Staats-Lexicon“, in dem sich der Liberalismus zu einer mit wissenschaftlicher Akribie betriebenen Erneuerungshoffnung verdichtete. Skeptisch beäugt wurde er gleichwohl oder gerade deshalb. Nicht nur der parlamentarische Frühkonstitutionalismus hatte hier seinen öffentlichen Ort, sondern eben auch revolutionärer Radikalismus in den Jahren 1848/49. Dieser Dynamik soll das Hauptseminar in intensiver Quellenlektüre nachgehen: ausgehend von den Anfängen des badischen Liberalismus, der sich aus einem aufgeklärten Absolutismus heraus entwickelte.

Das Abgabedatum für die Hausarbeit ist der 31. August 2024. Mündliche Prüfungen nach individueller Absprache i.d.R. zwischen dem 22. Juli und dem 11. Oktober 2024

Termin, Ort

03.05.24 8 - 17 Uhr (s.t.), Kollegiengebäude I/HS 1034

04.05.24 8 - 18 Uhr (s.t.), Kollegiengebäude I/HS 1034

10.05.24 9 - 18 Uhr (s.t.), Kollegiengebäude I/HS 1021

Proseminare

Münzen, Markt und Misswirtschaft? Geld in Mittelalter und Früher Neuzeit

 

Dr. Maria Anna Weber

Kommentar   

Für das Mittelalter und die Frühe Neuzeit dominierte in der (wirtschafts-)historischen Forschung lange Zeit die Vorstellung unterentwickelter ökonomischer Prozesse und naiver Finanztechniken, bis die erste Globalisierungswelle im 13./14. Jahrhundert und dann vor allem die gewaltsame spanische Expansion den Zugang zu ausreichend Silber eröffnete und damit den Weg ebnete, die bislang vorherrschende Subsistenzwirtschaft beruhend auf personalen Bindungen aufzulösen und durch einen vermeintlich neutralen, austauschbaren und allgemein akzeptierten Standard einzutauschen: Geld. So oder so ähnlich ließe sich eine modernisierungstheoretisch anmutende Meistererzählung formulieren. Welche Rolle aber spielte Geld in der Vormoderne? Wie wurde der Zugang zu monetären Ressourcen ermöglicht, der Umlauf der Münze sichergestellt, mit Wertverfall und Münzkrisen umgegangen? Welche Rolle spielten professionelle Geldverleiher, Notare, Frauen und die Interaktion unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen? Wie wirkten sich Krisen und Kriege auf die Münze auf? Welchen Anteil hatte hieran eine vielfach betonte Schulden- und Kreditpraxis? Wie konnte man sich sein Seelenheil erkaufen? Und was hat es mit einer von Matteo Pompermaier formulierten „handkerchief economy“ auf sich? Das Proseminar zielt darauf ab, anhand der neueren Forschung und durch vertiefte Quellenarbeit Münzpolitik und Geldnutzungspraktiken zu thematisieren.

Das Abgabedatum für die Hausarbeit ist der 20. September 2024. Mündliche Prüfungen nach individueller Absprache i.d.R. zwischen dem 22. Juli und dem 11. Oktober 2024.

Zu erbringende Prüfungsleistung: mündliche Prüfung oder Hausarbeit.

Zu erbringende Studienleistung: aktive Mitarbeit, Referat, Schreibübungen.

Termin, Ort

Mo 13 - 16 Uhr (c.t.); 15.04.24 - 15.07.24, Kollegiengebäude IV/Übungsraum 2

Reformation und Bauernkrieg. Mitteleuropa in den 1520er Jahren

 

Dr. Philip Hoffmann-Rehnitz

Kommentar   

Die 1520er Jahre waren eine Zeit des Umbruchs und grundlegender Veränderungen in Mitteleuropa (und darüber hinaus). Dies gilt insbesondere für die religiösen Verhältnisse, die sich im Zuge der Reformation und ihrer Ausbreitung in tiefgreifender Weise wandelten – mit weitreichenden Folgen, die die Geschichte Deutschlands und Europas bis heute prägen. Zugleich und in Verbindung damit verbreiteten und vertieften sich in den 1520er Jahren die sozialen und politischen Konflikte auf dem Land und in den Städten. Besonders deutlich zeigte sich dies in den Jahren 1524/25, als es in mehreren Regionen Mitteleuropas zu Unruhen und teils gewaltsamen Aufständen kam – allgemein bekannt geworden sind diese unter dem Begriff des (Deutschen) Bauernkriegs. Ziel der Veranstaltung ist es, die historischen Hintergründe von Reformation, Bauernkrieg und allgemein der „unruhigen“ 1520er Jahre nachzuvollziehen sowie nach Verlauf, Ursachen, wesentlichen Faktoren, kurz- und längerfristigen Folgen sowie den wechselseitigen Zusammenhängen von Reformation und Bauernkrieg zu fragen. Es wird dabei auch darum gehen, sich auf der Grundlage zeitgenössischer Quellen anzuschauen, wie die Menschen diese Ereignisse und Entwicklungen wahrnahmen und welche Auswirkungen sie auf das alltägliche Leben hatten, aber auch welche Bedeutung den Medien, nicht zuletzt den damals noch neuen Druckmedien, für Reformation und Bauernkrieg zukam. Darüber hinaus führt die Veranstaltung in wichtige Arbeitstechniken und -praktiken sowie methodische und theoretische Grundlagen des Studiums der (neueren) Geschichte ein.

Das Abgabedatum für die Hausarbeit ist der 20. September 2024. Mündliche Prüfungen nach individueller Absprache i.d.R. zwischen dem 22. Juli und dem 11. Oktober 2024.

Zu erbringende Studienleistung: Referat, Klausur, Anwesenheit und Mitarbeit, kleinere schriftliche Aufgaben.

Literatur

Peter Blickle: Der Bauernkrieg. Die Revolution des Gemeinen Mannes, München 52018.

Volker Leppin: Die Reformation, Darmstadt 22017.

Luise Schorn-Schütte: Die Reformation: Vorgeschichte, Verlauf, Wirkung, München 72017.

Termin, Ort

Di 13 - 16 Uhr (c.t.); 16.04.24 - 16.07.24, Kollegiengebäude I/HS 1032

Der Krieg der drei Königreiche. England, Irland und Schottland im 17. Jahrhundert

 

Leo Vössing, M. A.

Kommentar   

Ähnlich wie Kontinentaleuropa durch den Dreißigjährigen Krieg waren auch die britischen Inseln um die Mitte des 17. Jahrhunderts durch eine Reihe miteinander verflochtener und einander bedingender Konflikte geprägt, die in der modernen Forschung mit dem Begriff War of the Three Kingdoms bezeichnet werden. Seit 1603 wurden England, Schottland und Irland durch die Könige aus dem Haus Stuart in Personalunion regiert, blieben jedoch separate und (in unterschiedlichem Maße) eigenständige Königreiche, die sich auch in konfessioneller Hinsicht sehr voneinander unterschieden. Versuche der königlichen Zentralgewalt, diese disparaten Herrschaftsbereiche zu vereinheitlichen, führten ab 1638 zu einer Serie von inner- wie zwischenstaatlichen Auseinandersetzungen in Form von Aufständen, Bürgerkriegen und Invasionen, die zugleich aus religiösen, nationalen und konstitutionellen Motiven geführt wurden. Sie führten zur Hinrichtung Karls I. 1649 und damit kurzfristig zur zeitweiligen Abschaffung und mittelfristig zur Etablierung der konstitutionellen Monarchie durch die Glorious Revolution 1688. Sie festigten aber auch die britische Besiedlung Irlands, die in der irischen Historiographie teilweise als Frühkolonialismus interpretiert wird und deren Folgen in Form des Nordirlandkonfliktes bis heute wirksam sind. Das Proseminar will diese vielschichtigen Konflikte näher in den Blick nehmen und sich dabei insbesondere mit ihren Ursachen und Folgen auseinandersetzen. Für die Beschäftigung mit den Quellen und der Forschungsliteratur werden englische Sprachkenntnisse vorausgesetzt.

Das Abgabedatum für die Hausarbeit ist der 31. August 2024. Mündliche Prüfungen nach individueller Absprache i.d.R. zwischen dem 22. Juli und dem 11. Oktober 2024.

Literatur

Ian Gentles: The English Revolution and the Wars in the Three Kingdoms, 1638-1652, Harlow 2007;

Trevor Royle: Civil War: The Wars of the Three Kingdoms 1638–1660, London 2004;

Martyn Bennett: The Civil Wars Experienced: Britain and Ireland, 1638–1661, Oxford 2000;

John R. Young (Hrsg.): Celtic Dimensions of the British Civil Wars, Edinburgh 1997;

Blair Worden: The English Civil Wars: 1640–1660, London 2009;

Nicholas Canny: Making Ireland British 1580–1650, Oxford 2001;

Brian Mac Cuarta (Hrsg.): Reshaping Ireland 1550-1700: Colonization and its consequences. Essays presented to Nicholas Canny, Dublin 2011;

Padraig Lenihan: Confederate Catholics at War, Cork 2001;

Mícheál Ó Siochrú: God's Executioner - Oliver Cromwell and the Conquest of Ireland, London, 2008;

David Stevenson: The Scottish Revolution, 1637–1644: The Triumph of the Covenanters, Newton Abbot 1973;

David Stevenson: Alasdair MacColla and the Highland Problem in the Seventeenth Century, Edinburgh 1980;

David Stevenson: Scottish Covenanters and Irish Confederates: Scottish-Irish Relations in the Mid-Seventeenth Century, Belfast 1981.

Termin, Ort

Mi 13 - 16 Uhr (c.t.); 17.04.24 - 17.07.24, Breisacher Tor/R 201

Übung

Der Bauernkrieg um Freiburg. Edition ausgewählter Quellen

 

Prof. Dr. Jürgen Dendorfer; Prof. Dr. André Johannes Krischer

Kommentar   

Die gewaltsamen Auseinandersetzungen von 1524/25 um Freiburg werden in der Geschichte des Bauernkriegs eher am Rande berücksichtigt. Die Bezugnahmen der Aufständischen auf das zentrale Programm der Bauern, v.a. die Zwölf Artikel, waren eher unklar, die großen Schlachten wurden andernorts geschlagen. Trotz – oder vielleicht auch gerade wegen – dieser Widersprüchlichkeit eignete sich der Bauernkrieg um Freiburg dazu, um neue Perspektiven auf dieses Ereignis und sein 2024/25 virulentes Gedenken zu entwickeln. Zum einen stellt sich die Frage, welchen Ort der Bauernkrieg in der deutschen Geschichte überhaupt noch einnimmt, wenn die überkommenen historischen Meistererzählungen über eine heroische Revolution des ‚gemeinen Mannes‘ brüchig geworden sind (vgl. das unten verlinkte Interview Gerd Schwerhoff). Zum anderen ist die Frage, was man anders, besser oder überhaupt erst sieht, wenn man sich dem Bauernkrieg mit den Paradigmen der neuen Kulturgeschichte nähert und nach Bedeutung, Formen und Funktionen von Kommunikation, Medien, Ritualen oder auch Gewalt fragt. Diese beiden Fragerichtungen bestimmen in der Übung die Arbeit an einem Lesebuch für ein breiteres Publikum, das auf ausgewählten Quellen aus dem Stadtarchiv Freiburg beruht. Diese Quellen liegen bereits ediert vor, sollen aber aus dem (regional gefärbten) Frühneuhochdeutsch des 16. Jahrhunderts in Gegenwartssprache überführt (‚normalisiert‘) werden. Die Studierenden werden dazu eingebunden in die Diskussionen um Auswahl, Anordnung, Normalisierung und Kontextualisierung der Quellen und damit in die Anfertigung des Lesebuchs, das ggf. durch Online-Materialien ergänzt wird. Neben der Geschichte des Bauernkriegs am Oberrhein vermittelt die Übung daher auch Einblicke in Fragen von gegenstandsorientierter Public History und Erinnerungskultur, von Editionstechniken und Digital Humanities. Vorkenntnisse sind hilfreich, aber keine Teilnahmevoraussetzung. Erwartet wird allerdings die Bereitschaft zu umfangreicher und eigenständiger Lektüre sowie zur selbstständigen und kontinuierlichen Mitarbeit im Verlauf der Übung. Studien- und Leistungsnachweise werden über die Edition von zwei bzw. vier Quellenstücken erworben.

Literatur

Horst Buszello / Dieter Mertens / Tom Scott, „Lutherey, Ketzerey, Uffrur“. Die Stadt zwischen Reformation, Bauernkrieg und katholischer Reform, in: Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau. Bd. 2: Vom Bauernkrieg bis zum Ende der habsburgischen Herrschaft, hg. von Heiko Haumann und Heinz Schadek, Stuttgart 1994, S. 13-68;

Tom Scott, From the Bundschuh to the Peasants’ War: From Revolutionary Conspiracy to the Revolution of the Common Man, in: ders., Town, Country, and Regions in Reformation Germany, Leiden/Boston 2005, S. 125-148;

Horst Buszello, Oberrheinlande, in: Der deutsche Bauernkrieg, hg. von ders. / Peter Blicke / Rudolf Endres, 3. Aufl. Paderborn 1995, S. 61-96;

Gerd Schwerhoff, Beyond the Heroic Narrative: Towards the Quincentenary of the German Peasants’ War, 1525, in: German History 41 (2023), S. 103-126;

Historische Verklärung hinterfragen. Ein Interview zur Rezeption und zur Historiographie des Bauernkrieges mit

Gerd Schwerhoff bei L.I.S.A., dem Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung (10.01.2023), URL: https://

lisa.gerda-henkel-stiftung.de/interview_bauernkrieg

Termin, Ort

Mi 8.30 - 10 Uhr (s.t.); 17.04.24 - 17.07.24, Kollegiengebäude IV/HS 4429

 

Wintersemester 2023/2024

Vorlesungen

 

Kriege der Frühen Neuzeit. Ursachen, Ressourcen und Umgangsformen

   PD Dr. Alexander Denzler
Termin

Beginn: 19.10.2023

Do., 10-12 Uhr c.t.
Raum: Albertstr. 21 (Chemiehochhaus) / HS Rundbau

Kommentar

 

In der Zeit zwischen 1500 und 1800 gab es eine Vielzahl an gewalttätigen Aufständen und Kriegen, die die Frühneuzeitepoche entscheidend geprägt haben. Ob der Bauernkrieg von 1524 bis 1526, die französischen Hugenottenkriege (1562–1598), der sogenannte Lange Türkenkrieg (1593–1606), der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) oder etwa der Siebenjährige Krieg (1756–1763): Sie waren bedingt durch zeit- und epochenspezifische Ursachen und wirkten wiederum zurück auf die kriegsführenden Gesellschaften und die eben noch keineswegs modernen Staaten Europas. Die Vorlesung behandelt grundlegend einerseits chronologisch die in der Frühen Neuzeit geführten kriegerischen Auseinandersetzungen im regionalen und überregionalen, europäischen, aber auch globalen Kontext und zeigt die Ursachen, den Verlauf und die Folgen dieser Kriege auf. Anderseits werden Aspekte wie die Produktion und Technik von Waffen, die Rekrutierung und Ausbildung von Kombattanten, die mediale Inszenierung von Schlachten und ‚Kriegshelden‘ sowie die Kriegserfahrung von Familien, Frauen und Kindern einen systematisierten, vertiefenden Blick auf die sogenannte Bellizität der Frühen Neuzeit (Johannes Burkhardt) erlauben. Neben der Vielzahl und Vielfalt an Kriegen sollen schließlich auch die Friedensbemühungen und Friedenschlüsse der Frühen Neuzeit eigens zur Sprache kommen.

Die Vorlesung schließt mit einer Klausur am 8.2.2024. 

Literatur

  • Johannes Burkhardt, Die Friedlosigkeit der Frühen Neuzeit. Grundlegung einer Theorie der Bellizität Europas, in: Zeitschrift für Historische Forschung 24 (1997), S. 509–574.
  • Irene Dingel / Michael Rohrschneider / Inken Schmidt-Voges / Siegrid Westphal / Joachim Whaley (Hg.), Handbuch Frieden im Europa der Frühen Neuzeit/Handbook of Peace in Early Modern Europe, Berlin/ Boston 2021.
  • Bernhard Kroener, Kriegswesen, Herrschaft und Gesellschaft 1300–1800 (EDG 92), München 2013.
  • Brian Sandberg, War and conflict in the early modern world 1500–1700, Cambridge 2016. 

Hauptseminare 

 

Flucht und Vertreibung in der Frühen Neuzeit

   PD Dr. Alexander Denzler
Termin

Beginn: 17.10.2023

Di., 16-18 Uhr c.t.
Raum: Wilhelmstr. 26/ R 00 016

 

Kommentar

 

Ob die Verschleppung von Sklaven aus Afrika in die Neue Welt im 16. Jahrhundert, die Flucht französischer Hugenotten im 17. Jahrhundert oder die Zwangsmobilität aufgrund regionaler und globaler Kriege im 18. Jahrhundert – die wider eigenen Willen besonders aus politischen, konfessionellen und wirtschaftlichen Gründen erfolgte Vertreibung und/oder aus eigener Not resultierende dauerhafte oder kurzfristige Flucht war ein epochales Breitenphänomen zwischen 1500 und 1800. Der Kurs wird systematisch Ursachen, Ausmaß und Folgen der unfreiwilligen Migration und Mobilität in der Frühen Neuzeit behandeln. Neben Strukturen und (rechtlichen) Rahmenbedingungen steht einerseits das Lebensschicksal von fliehenden und vertriebenen Menschen in Abhängigkeit von der Quellenüberlieferung im Vordergrund. Andererseits sind es die sesshaften Bewohner in Städten und Dörfern, die den Zuzug viel fremder und ausswertige[r]Leute zur Abwendung von schaden und nachtheil – so heißt es in einer Dorfordnung von 1526 – reglementierten. Wie also gingen Stadt- und Landgemeinden in Kriegs- und Friedenszeiten mit (zwangs-)mobilen Menschen aus der Fremde um? Und welche (Über-)Lebensmöglichkeiten hatten diese Menschen? Das Seminar wird diesen Fragen nachgehen und auch darüber diskutieren, ob und inwieweit vergangene Fluchtbewegungen und Vertreibungen es erlauben, die Zwangsmobilitäten unserer Gegenwart besser zu verstehen.

Das Abgabedatum für die Hausarbeit ist der 22.03.2024. Mündliche Prüfungen nach individueller Absprache i.d.R. zwischen dem 12. Februar und 12. April 2024. 

Literatur

  • Canny, Nicholas P. (Hg.), Europeans on the move. Studies on European migration 1500–1800, Oxford 1994.
  • Fata, Márta, Mobilität und Migration in der Frühen Neuzeit (Einführungen in die Geschichtswissenschaft 1), Göttingen 2020.
  • Hoerder, Dirk, Art. „Zwangsmigration”, in: Enzyklopädie der Neuzeit Online http://dx.doi.org/10.1163/2352-0248_edn_COM_388376

 

 

Italien und das Heilige Römische Reich in der Frühen Neuzeit

  Bild Kühner PD Dr. Christian Kühner
Termin

 27.10.23 8 - 16 Uhr (s.t.)                                                                        KG I/HS 1132

10.11.23 8 - 12 Uhr (s.t.)                                                           KG IV/ Übungsraum 2

10.11.23 14 - 18 Uhr (s.t.)                                                         KG IV/ Übungsraum 2

11.11.23 8 - 12 Uhr (s.t.)                                                           KG IV/ Übungsraum 2

24.11.23 8 - 12 Uhr (s.t.)                                                           KG IV/ Übungsraum 2

24.11.23 14 - 18 Uhr (s.t.)                                                         KG IV/ Übungsraum 2

25.11.23 8 - 12 Uhr (s.t.)                                                           KG IV/ Übungsraum 2

Kommentar

 

Italien und das Heilige Römische Reich deutscher Nation waren in der Frühen Neuzeit zwei Länder, zwischen denen vielfältige Verbindungen bestanden. Das Hauptseminar setzt sich zum Ziel, einerseits die Beziehungen der beiden Länder zu untersuchen, sie andererseits aber auch jenseits dieser Beziehungen vergleichend zu betrachten. Die beiden Länder waren politisch jeweils stark zersplittert; allerdings bestanden in Deutschland übergreifende Institutionen wie der Reichstag und das Reichskammergericht, während in Italien solche Institutionen fehlten. Schon im Mittelalter hatten die Konflikte zwischen Kaiser und Papst einen wichtigen Faktor deutsch-italienischer Verflechtung gebildet; eine der Auswirkungen dieser Konflikte war die Entstehung der italienischen Parteiungen von Guelfen und Ghibellinen gewesen. An der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit entstanden in Italien die wichtigen kulturellen Bewegungen des Humanismus und der Renaissance, die bald in andere Länder Europas, darunter auch nach Deutschland, ausstrahlten. In den Italienkriegen des ausgehenden fünfzehnten und beginnenden sechzehnten Jahrhunderts wurde Italien zum Schlachtfeld der Auseinandersetzungen zwischen dem Kaiserhaus der Habsburger und dem französischen Königshaus der Valois. Noch während dieser Kriege nahm in Deutschland die religiöse Bewegung der Reformation ihren Ausgang, die in Italien zwar durchaus auch Anhänger fand, letztlich dort aber als Folge obrigkeitlicher Verfolgung weitgehend wieder verschwand. Der Prozess der katholischen Reform, bei dem das Konzil von Trient eine wichtige Rolle spielte, wird sowohl für Deutschland als auch für Italien zu betrachten sein. Der Dreißigjährige Krieg in der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts spielte sich zwar in Deutschland ab, hatte aber Nebenkriegsschauplätze in Italien. Mit dem Barock entstand ein weiteres Mal eine wichtige kulturelle Bewegung in Italien, die in Deutschland aufgenommen wurde; das betraf etwa die Felder der Architektur und der Malerei. Dem Feld der Musik wird Beachtung zu schenken sein, wobei auf die Erfindung der Kunstform der Oper in Italien und ihre Übernahme in Deutschland einzugehen sein wird. Im achtzehnten Jahrhundert gab es in beiden Ländern unter den Intellektuellen Vertreter der Aufklärung; auch die Herrschaftsform des sogenannten aufgeklärten Absolutismus wurde in deutschen und in italienischen Territorien praktiziert. Am Ende des Seminars wird die Eroberung beider Länder durch französische Armeen im Gefolge der Französischen Revolution und die politische Umgestaltung Deutschlands und Italiens durch Napoleon thematisiert werden.

Das Abgabedatum für die Hausarbeit ist der 01.03.2024.
Mündliche Prüfungen nach individueller Absprache i.d.R. zwischen dem 12. Februar und 12. April 2024.

Zu erbringende Studienleistung: Referat 

Literatur

Wolfang Altgeld u.a., Geschichte Italiens, Ditzingen, aktualisierte und erweiterte Ausgabe 2021; Volker Reinhardt, Die Macht der Schönheit. Kulturgeschichte Italiens, München 2019; Wolfgang Reinhard, Gebhardt: Handbuch der deutschen Geschichte, 10., völlig neu bearbeitete Auflage, Bd. 9, Stuttgart 2001; Maximilian Lanzinner/Gerhard Schormann, Gebhardt: Handbuch der deutschen Geschichte, 10., völlig neu bearbeitete Auflage, Bd. 10, Stuttgart 2001; Johannes Burkhardt, Gebhardt: Handbuch der deutschen Geschichte, 10., völlig neu bearbeitete Auflage, Bd. 11, Stuttgart 2006; Walter Demel, Gebhardt: Handbuch der deutschen Geschichte, 10., völlig neu bearbeitete Auflage, Bd. 12, Stuttgart 2005. 

 

 

Ketzer, Windmühlen und ganz andere Gegner. Legitimationsfiguren frühneuzeitlicher Kriege

  Eckert_BildPD Dr. Georg Eckert
Termin

17.11.23 8 - 14 Uhr (c.t.)                                                                        KG I /HS 1034

Block + Sa; 08.12.23 - 09.12.23 9 - 19 Uhr (s.t.)                      Breisacher Tor/R 206 

Kommentar

 

An militärischen Auseinandersetzungen mangelte es in der Frühen Neuzeit nicht, der man darum schon eine besondere „Bellizität“ zugeschrieben hat. Immerhin reicht die Spannweite der Konflikte von kleinen Beutezügen gegen benachbarte Reichsstände bis hin zu globalen Kriegen wie dem Siebenjährigen, die Weite der dazugehörigen Rechtfertigungen von Motiven der Selbstverteidigung und der Ehre bis hin zu religiösen und nationalen. Einschlägige Begründungen der Kriegführung finden sich nicht nur in der Propaganda der jeweiligen Parteien. Vielmehr erstreckte sich die Auseinandersetzung damit bis in die verschiedenen Künste (berühmterweise etwa Literatur wie „Don Quijote“ oder „Der abenteuerliche Simplicissimus“), in die Staats- respektive Völkerrechtslehre ohnehin: Hugo Grotius epochemachendes Grundlagenwerk erschien unter dem Titel „De Jure Belli ac Pacis libri tres“. Elitediskurse erfaßten das Thema ebenso wie populäre Gattungen, Kirchenlieder etwa oder Karikaturen. In intensiver Quellenlektüre gilt es zu erforschen, welcher Legitimationsfiguren für die gewaltsame Konfliktführung sich Zeitgenossen bedient haben.

Das Abgabedatum für die Hausarbeit ist der 28. Februar 2024. Mündliche Prüfungen nach individueller Absprache. 

Literatur

  • Daniel R. Brunstetter / Cian O’Driscoll (Hrsg.): Just War Thinkers From Cicero to the 21st Century, Abingdon 2008.
  • Johannes Burkhardt: Die Friedlosigkeit der Frühen Neuzeit. Grundlegung einer Theorie der Bellizität Europas, in: Zeitschrift für Historische Forschung 24 (1997), S. 509–574. Julian Katz: Kriegslegitimation in der Frühen Neuzeit. Intervention und Sicherheit während des anglo- spanischen Krieges (1585–1604), Berlin/Boston 2021.
  • Christian Mühling: Die europäische Debatte über den Religionskrieg (1679–1714). Konfessionelle Memoria und internationale Politik im Zeitalter Ludwigs XIV. Göttingen 2018.
  • Jutta Nowosadtko / Matthias Rogg/ Sascha Möbius (Hrsg.): „Mars und die Musen“. Das Wechselspiel von Militär, Krieg und Kunst in der Frühen Neuzeit, Münster/Berlin 2008.
  • Anuschka Tischer: Offizielle Kriegsbegründungen in der Frühen Neuzeit: Herrscherkommunikation in Europa zwischen Souveränität und korporativem Selbstverständnis, Münster 2012. 

Proseminare

 

Vom Schreibtisch aus in die Welt. Reisen in der Frühen Neuzeit

   PD Dr. Alexander Denzler
Termin

Beginn: 18.10.2023

Mi., 10-13 Uhr c.t.
Raum: KG I /HS 1021

Kommentar

 

Die Fremde zu erleben und darüber zu berichten, war ein Anliegen vieler Menschen in der Frühen Neuzeit (1500–1800). Dies betraf etwa die nach Jerusalem pilgernden Christen, die in die Neue Welt segelnden Abenteurer oder die in Europa umherreisenden und nach

(Selbst-)Erkenntnis strebenden Aufklärer:innen. Der Kurs wird 1.) Anlässe, Formen und Bedingungen des Reisens, 2.) die Erfahrung und Beschreibung fremder Gegenden, Menschen und Kulturen sowie 3.) die zeitgenössischen Möglichkeiten und Konventionen des Berichtens über Reisen behandeln. Im Vordergrund steht also nicht nur die Faktizität von vergangenen Reisen, sondern die quellenkritische Reflexion über die Konstruktionsbedingungen von Reiseberichten und Alteritätserfahrungen. Ein solcher Zugriff erlaubt es, sich mit grundlegenden Inhalten und Quellen der Frühneuzeitepoche auseinanderzusetzen – unter Beachtung der Selektivität und Perspektivität, die besonders diesem historischen Thema inhärent ist, da ungeachtet der Vielzahl an oftmals für die Nachwelt bestimmten Reiseberichten nur ein Bruchteil der vormodernen Menschen reisen und darüber berichten konnte.

Das Abgabedatum für die Hausarbeit ist der 22.03.2024.
Mündliche Prüfungen nach individueller Absprache i.d.R. zwischen dem 12. Februar und 12. April 2024. 

Literatur

  • Beyrer, Klaus u.a., Art. „Reise”, in: Enzyklopädie der Neuzeit Online http:// dx.doi.org/10.1163/2352-0248_edn_COM_336648
  • Classen, Albrecht, Travel, Time, and Space in the Pre-Modern World: Theoretical an Historical Reflections. An Introduction, in: Ders. (Hg.), Travel, Time, and Space in the Middle Ages and Early Modern Time: Explorations of Worldly Perceptions and Processes of Identity Formation (Fundamentals of Medieval and Early Modern Culture 22), Berlin/Boston 2018, S. 1–75.
  • Mączak, Antoni: Eine Kutsche ist wie eine Straßendirne... Reisekultur im Alten Europa (Polen in Europa), Paderborn 2016. 

 

 

Der schwierige Weg vom Krieg zum Frieden. Mitteleuropa 1645-1655

  Dr. Philip Hoffmann-Rehnitz
Termin

Beginn: 18.10.2023

Di., 13-16 Uhr c.t.
Raum: KG I /HS 1243

Kommentar

 

Vor 375 Jahren wurde in Münster und Osnabrück der Westfälische Frieden geschlossen. Mit ihm sollte der seit dreißig Jahren wütende Krieg, der weite Teile Mitteleuropas verwüstet hatte, beendet werden. Nicht nur der Weg zum Westfälischen Frieden und insbesondere die seit 1645 andauernden Verhandlungen waren äußerst kompliziert gewesen. Auch war es 1648 keineswegs sicher, wie der vereinbarte Frieden umgesetzt werden sollte und ob ein dauerhafter Friedenszustand überhaupt erreicht werden würde, denn viele Fragen waren in den Friedensverträgen offen geblieben und mussten erst noch geklärt werden, so auf dem Nürnberger Exekutionstag 1649/50 und dem Regensburger Reichstag 1653/54. Was aber waren diejenigen Gründe und Faktoren, die letztlich dazu beitrugen, dass der Dreißigjährige Krieg beendet und ein belastbarer und verlässlicher Friedenszustand erreicht werden konnte? Diesem (angesichts des Ukrainekriegs heute leider wieder sehr aktuellem) Problem werden wir im Proseminar ebenso genauer nachgehen wie der Frage, wie sich der Übergang vom Krieg zum Frieden auf lokaler und überlokaler Ebene vollzog, wie der ‚Friedensprozess‘ zeitgenössisch wahrgenommen wurde, in welcher Weise der Krieg nach 1648 weiter nachwirkte und wie die Menschen mit den Kriegsfolgen umgingen. Insofern liegt der Fokus der Veranstaltung nicht nur auf der Zeit bzw. der Endphase des Dreißigjährigen Kriegs und dem Westfälischen Friedenskongress, sondern bezieht die Nachkriegszeit bis in die Mitte der 1650er Jahre mit ein.

Das Abgabedatum für die Hausarbeit ist der 18.03.2024.
Mündliche Prüfungen nach individueller Absprache i.d.R. zwischen dem 12. Februar und 31. März 2024

Literatur

 

  • Kroener, Bernhard R.: Der „Zweiunddreißigjähriger Krieg“ – Kriegsende 1650. Oder: Wie lange dauerte der Dreißigjährige Krieg?, in: Bernd Wegner (Hrsg.): Wie Kriege enden. Wege zum Frieden von der Antike bis zur Gegenwart, Paderborn 2002, S. 67–91.
  • Medick, Hans: Der Dreißigjährige Krieg. Zeugnisse vom Leben mit Gewalt, Göttingen 2018, S. 319ff. Westphal, Siegrid: Der Westfälische Frieden, München 2015. 

 

 

 

Kaiserlich? Herrscher:innen im 15. und 16. Jahrhundert

 
 

Termin

Beginn: 16.10.2023

Mo., 13-16 Uhr c.t.
Raum: KG I/ HS 1224

Kommentar

Herrschen im 15. und 16. Jahrhundert war komplex, multipolar und vielgestaltig: Beanspruchten der Papst und der römisch-deutsche König qua Tradition die Vorrangstellung unter den Herrschenden, verdichteten sich auf der Ebene anderer europäischer Herrschaftsgebilde und Territorien eigene Herrschaftsvorstellungen und Herrschaftsansprüche. Jeder, so Jean Gerson auf dem Konzil zu Konstanz, fühle sich als imperator in regno suo! Was in der älteren Forschung – und vielfach noch in den Schulbüchern der Gegenwart – als Flickenteppich bezeichnet wird, zählt zu den grundlegenden fundamentalen politischen Transformationsprozessen des 15. und 16. Jahrhunderts: Herrschaft von gewählten, gekrönten, ernannten und/oder qua adeliger Abstammung vorbestimmten Männern und Frauen wurde neu ausgestaltet, musste in Kooperation oder Konkurrenz zu anderen Herrschaftsträger:Innen behauptet und fortlaufend nach Innen und nach Außen legitimiert werden. Das Proseminar gibt einen Einblick darüber, wie sich Herrschaft im 15. und 16. Jahrhundert konstituierte, legitimierte, aber auch in Frage gestellt wurde. Dabei spielen verfassungsrechtliche Aspekte und Herrschaftspraktiken ebenso eine Rolle wie Rituale und die (materielle, symbolische und semantische) Zurschaustellung von Herrschaft von Frauen und von Männern, niederadeligen Reichsrittern oder der päpstlichen universitas.

Das Abgabedatum für die Hausarbeit wird im Seminar bekannt gegeben.
Mündliche Prüfungen nach individueller Absprache i.d.R. zwischen dem 12. Februar und dem 12. April 2024.

Zu erbringende Prüfungsleistung: Prüfungsform: mündliche oder schriftliche Prüfungsleistung

Zu erbringende Studienleistung: Anwesenheit, Referat, Essay, Klausur 

 

 

Eine Welt im Umbruch. Transfer, Expansion und die Konstruktion von Epochengrenzen (1300-1600)

 
 

Termin

Beginn: 16.10.2023

Do., 12-15 Uhr c.t.
Raum: KG I / HS 1032

Kommentar

 Antike, Mittelalter, Neuzeit - diese wohlbekannte Epochentrias soll der Vergangenheit angehören und ganz besonders die Konstruktion ‚des Mittelalters‘ gehöre abgeschafft, fordert der Mediaevist Bernhard Jussen! Warum? Das Proseminar setzt sich mit dieser grundlegenden Frage der gegenwärtigen Geschichtswissenschaft auseinander und behandelt Vor- und Nachteile, Pro- und Gegenargumente für die Neubestimmung von Epochen- und Transformationsmodellen. Anhand ausgewählter Beispiele aus der Zeit zwischen 1300 und 1600 – der sogenannten ersten Globalisierung bis hin zur kolonialen Expansion europäischer Mächte – konzentrieren wir uns darauf, wo und wie Einheiten sinnvoll abzugrenzen sind oder in Verflechtung miteinander stehen. Ziel ist es, grundlegende Entwicklungen in der Vormoderne kennenzulernen, vertiefend zu bearbeiten und an aktuellen Diskussionen um die Abschaffung von Epochengrenzen anzubinden.

Das Abgabedatum für die Hausarbeit wird im Seminar bekannt gegeben.
Mündliche Prüfungen nach individueller Absprache i.d.R. zwischen dem 12. Februar und dem 12. April 2024.

Zu erbringende Prüfungsleistung: mündliche oder schriftliche Prüfung

Zu erbringende Studienleistung: Anwesenheit, Referat, Essay, Klausur

 

Übungen

 

Zwischen Gewaltkulturen und Friedenspraktiken. Ausgewählte Quellen zu Krieg und Frieden in der Frühen Neuzeit

   PD Dr. Alexander Denzler
Termin

Beginn: 17.10.2023

Di., 10-12 Uhr c.t.
Raum: Breisacher Tor/ R 201

Kommentar

 

Die Kriege der Frühen Neuzeit (1500–1800) sind bis heute sicht-, greif- und erfahrbar. Dies betrifft neben materiellen Überresten wie Waffen und Teilen von Festungsanlagen, welche aktuell im Freiburger Colombipark ausgegraben werden, eine breite Überlieferung an Schriftzeugnissen in der Universitätsbibliothek Freiburg, in dem Erzbischöflichen Archiv Freiburg und in dem Stadtarchiv Freiburg. Der Kurs wird die dortige Schriftüberlieferung zu den frühneuzeitlichen Kriegen fokussieren und grundlegende inhaltliche und handwerkliche Zugangsmöglichkeiten (Sichtung, Bestellung, Lektüre) vermitteln.

Außer Druckschriften sind es Handschriften, die mit eigenen Augen besehen und erlesen werden. Die Unmittelbarkeit dieser Quellenarbeit soll für die Wertigkeit dieser oftmals einzigartigen Überlieferung sensibilisieren und erste (eigene) Zugänge zu einem Kernthema der Frühneuzeitepoche vermitteln, wie es dann auch die Bemühungen zur Beilegung von kriegerischen Konflikten betrifft. Ausgehend von der umfänglichen Edition zum Westfälischen Frieden von 1648 und Quellenzeugnissen zu frühneuzeitlichen Friedensschlüssen in den genannten Überlieferungsorten stehen also auch Unterschiede von originalen, edierten und/oder digitalisierten Quellen im Vordergrund. 

Literatur

  • Zu den aktuellen Ausgrabungen im Colombipark: https://www.archaeologie-online.de/blog/grabungen-im-freiburger-colombipark-5612/ [Stand: 12.6.23]
  • Zur historisch-kritischen Edition der Akten und Urkunden des Westfälischen Friedenskongresses (1643-1649): http://www.pax-westphalica.de/apw-svg/apw_einfuehrung.html
  • Kroener, Bernhard / Füssel, Marian, Art. Krieg, in: Enzyklopädie der Neuzeit Online http:// dx.doi.org/10.1163/2352-0248_edn_COM_298123 

 

 

Der Bauernkrieg im Archiv und im Netz. Paläographische Übung

 
 

Termin

Beginn: 16.10.2023

Mo., 10-12 Uhr c.t.
Raum: KG I / HS 1032

Kommentar

 Die Ereignisse der Jahre 1524/25 waren prägend für die Region Freiburg. Ob Stadtobrigkeit, Äbte, Klosterfrauen, Stadtbewohner oder Bauern – die gewalttätigen Auseinandersetzungen wirkten sich auf alle gesellschaftlichen Ebenen aus. Durch ausgewählte Archivalien (z.B. Selbstzeugnissen von Bauern, Korrespondenzen zwischen den Städten, Berichten über Zerstörung und Wiederaufbau) aus dem Universitäts- und Stadtarchiv sowie der Universitätsbibliothek wollen wir dieser Vergangenheit so nahe wie möglich kommen – dank der Originalüberlieferung, die sich seit 500 Jahre erhalten hat! Im Zentrum der Übung steht dabei weniger die analytische Dimension des historischen Arbeitens als vielmehr die Absicht, druck- und handschriftlich überlieferte Dokumente kennen und (kulturgeschichtlich) lesen zu lernen.

Zu erbringende Prüfungsleistung: Referat

Zu erbringende Studienleistung: Anwesenheit, Portfolio 

 

 

Münster und Osnabrück als Städte des Westfälischen Friedens

  Dr. Philip Hoffmann-Rehnitz
Termin

Die Übung setzt sich aus zwei Vorbereitungssitzungen und einer viertägigen Exkursion zusammen.

Vorbesprechung: Montag 6. November 2023, 18-20 Uhr (HS 4429)

Thematische Einführung: Freitag 9. Februar 2024, 16-20 Uhr (KG 4 / ÜR2)

Exkursion: 17.-20. März 2024

Kommentar

 

In Münster und Osnabrück fanden seit 1645 Friedensverhandlungen statt, die schließlich 1648 zum Abschluss des Westfälischen Friedens führten. Bis heute ist „1648“ eng mit den beiden Städten verknüpft. Die große Bedeutung, die dem Status als „Friedensstadt“ für diese zukommt, ist in diesem Jahr, in dem das 375jährige Jubiläum des Westfälischen Friedens begangen wird, einmal mehr deutlich geworden. Die Übung/Exkursion verfolgt ein doppeltes Ziel: Zum einen wird vor Ort und an historischen Schauplätzen den Entwicklungen und Geschehnissen rund um den Westfälischen Friedenskongress nachgegangen: Wie wurde wo von wem und warum über was verhandelt, wie gestalteten sich die Verhandlungen konkret, wie kam der Frieden schließlich zustande? Zugleich wird nach dem Verhältnis zwischen Kongress und Stadt gefragt, so nach den infrastrukturellen Bedingungen, die die Städte boten (Quartiere, Verhandlungsorte, Versorgung der Gesandtschaften etc.), und nach den Auswirkungen, die der Kongress auf die städtischen Gesellschaften hatte. Hierfür wird auf stadtgeschichtliche Entwicklungen in Münster und Osnabrück in der Frühen Neuzeit und speziell im Zeitalter des Dreißigjährigen Kriegs eingegangen. Zum anderen wird danach gefragt, wie die Städte in Vergangenheit und Gegenwart mit dem „Erbe“ von 1648 und ihrer Rolle als Orte des Westfälischen Friedens umgegangen sind, wie daran erinnert worden ist bzw. wird und inwieweit der Status als „Friedensstadt“ das städtische Selbstverständnis geprägt hat und auch heute noch (vielleicht mehr denn je) prägt, nicht zuletzt indem dies für die Außendarstellung etwa im Rahmen des Stadtmarketings genutzt wird (hierfür bieten die vielen unterschiedlichen Aktionen und Angebote im Jubiläumsjahr 2023 ein reiches Anschauungsmaterial: https://www.stadt-muenster.de/frieden/startseite; https://friedensstadt.osnabrueck.de). Die Exkursion sieht neben historischen Stadtrundgängen (mit Referaten der Teilnehmenden) und der Besichtigung wichtiger (Kongress-)Schauplätze sowie dem Besuch von geschichtlich relevanten Institutionen wie Archiven und stadtgeschichtlichen Museen auch den Austausch mit Akteuren vor Ort vor, die in unterschiedlicher Weise mit dem Westfälischen Frieden bzw. der Erinnerung an diesen und der Geschichte der beiden ‚Friedensstädte‘ zu tun haben.

Die Kosten für Fahrt und Unterkunft werden voraussichtlich zum Teil übernommen. Die Teilnehmerzahl ist beschränkt. Organisatorische Fragen werden bei der obligatorischen Vorbesprechung am 06.11.2023 besprochen.

Zu erbringende Studienleistung: Referat.

Die Teilnahme an der Einführungssitzung am 9. Februar ist Vorbedingung für die Teilnahme an der Exkursion.

Literatur

 

  • Sigrid Westphal: Der Westfälische Frieden, München 2015

  • Franz-Josef Jakobi: Münster – Entstehung und Geschichte der Stadt vom 8. bis 20. Jahrhundert, Bd. 1, Münster 2023, S. 195ff.

  • Gerd Steinwascher, Osnabrück und der Westfälische Frieden. Die Geschichte der Verhandlungsstadt

    1641-1650, Osnabrück 2000

  • ders., Friedensstadt Osnabrück, in: ders./Henning Steinführer (Hrsg.), Geschichte und Erinnerung in

    Niedersachsen und Bremen. 75 Erinnerungsorte, Göttingen 2021, S. 185-190.

Sommersemester 2023

 

Vorlesungen

 

"Imperien in der Frühen Neuzeit". Praktiken, Verflechtungen, Reflexionen


Termin

Beginn: 20.04.2023

Do., 10-12 Uhr c.t.
Raum: Paulussaal/Pauluskirche

 

Für den Erwerb einer Studienleistung ist zwingend eine Anmeldung zur Veranstaltung auf HisInOne erforderlich.

Kommentar

 

Im Laufe der Frühen Neuzeit führten die maritimen Aktivitäten zunächst der Portugiesen und Spanier, dann aber auch der Engländer, Niederländer und schließlich Russen zur Ausbildung von Imperien. Zu diesen europäischen Imperien zählten aber auch das Osmanische Reich, die persische Reiche der Safawiden, Afschariden und Kadscharen, das Mogul-Reich oder das chinesische Reich unter der Qing-Dynastie. Die Vorlesung wird einerseits einen Überblick über diese Imperien liefern, mit einem Fokus auf die europäischen Imperien. Dabei geht es auch um die Frage, was das Spezifikum frühneuzeitlicher Imperien im Vergleich zu denen in Antike und Moderne war. Andererseits geht es auch um neue Ansätze der Imperien-Forschung und damit um die Frage, wie man die Geschichte von Imperien heute schreiben kann. Imperien werden z.B. nicht als statische, sondern als dynamische Gebilde verstanden. Aus einer mikrohistorischen Sicht handelt es sich nicht um planvoll angelegte und festgefügte Machtordnungen, sondern um ein Bündel von militärischen, politischen, wirtschaftlichen und interkulturellen Praktiken, die sowohl zur Integration wie zur Desintegration führen konnten. Imperien waren keine monolithischen Blöcke, sondern durch verschiedene Akteure (Händler, Diplomaten, Missionare, Gefangene) und zirkulierende ‚Dinge‘ (Waren, Waffen, Pflanzen, Tiere usf.) miteinander verflochten. Zudem waren sie Gegenstand zeitgenössischer Reflexionen und Zuschreibungen, die diesen changierenden Gebilden erst den Status eines „Imperiums“ beilegten.

Die Vorlesung kann als Überblicksvorlesung Neuere Geschichte (16. Bis 18. Jh.) besucht werden. Die Vorlesung schließt mit einer Klausur.

Literatur

Wolfgang Reinhard: Die Unterwerfung der Welt. Globalgeschichte der europäischen Expansion, München 2016; Wolfgang Reinhard (Hrsg.): 1350-1750: Weltreiche und Weltmeere (Geschichte der Welt, Bd. 3), München 2014; Jürgen Osterhammel, Kolonialismus: Geschichte, Formen, Folgen, München 2012; David Veevers: The Origins of the British Empire in Asia, 1600-1750, Cambridge 2020; Suraiya Faroqhi: Geschichte des Osmanischen Reiches, 8. Aufl., München 2021; dies.: The Ottoman and Mughal empires, London 2021; Sabine Dabringhaus: Geschichte Chinas 1279-1949, 3., überarb. und akt. Aufl., München 2015

 

Hauptseminare

 

Vom Rang zum Ranking. Medien und Praktiken des Vergleichs staatlicher "Größe" zwischen Vormoderne und Moderne



Termin

Beginn: 18.04.2023

Di., 15-18 Uhr c.t.
Raum: KG IV/ HS 4450

Das Abgabedatum für die Hausarbeit ist der 15.09.2023.
Mündliche Prüfungen nach individueller Absprache i.d.R. zwischen dem 24.Juli und dem 13. Oktober 2023.

Kommentar
 
 
 
 
 
 

Was machte König zu einem „Großen“? Warum meinte ein Kölner Kurfürst, der gerade mal eine Leibwache vorzuweisen hatte, dass er vorzüglicher zu behandeln sei als ein hochgerüsteter Reichsfürst? Brachten Landesvermessungen und Bevölkerungszählungen im 18. Jahrhundert endlich Objektivität in die Frage, ob ein Staat nun zu den „Großen“ oder den „Kleinen“ zählte? Was an diesen Beispielen deutlich wird: Der Vergleich ist nicht nur eine (mittlerweile durchaus umstrittene) historische Methode, sondern auch eine historische Praxis, die man als solche untersuchen kann. Was dabei anhand welcher Kriterien miteinander verglichen wurde, hat sich zwischen Mittelalter und Moderne stark gewandelt. Im Seminar wollen wir v.a. auf Vergleiche staatlicher „Größe“ vom 16. bis zum 19. Jahrhundert blicken. Ausgehend von einer gründlichen Einarbeitung in den Vergleich als historische Methode und als soziale Praxis werden wir auf der Grundlage archivalischen und gedruckten Quellen einerseits verschiedene Formen untersuchen, wie die Welt des Politischen in und außerhalb von Europa hierarchisch geordnet wurde, andererseits aber auch fragen, was es über Gesellschaften aussagt, wenn politische Ordnung als Rangfolge oder als Ranking repräsentiert wird.

Zu erbringende Studienleistung: regelmäßige und stets vorbereitete Teilnahme, aktive mündliche Mitarbeit, Übernahme einer Präsentation, zwei Essays (je 3 Seiten).

Das Seminar kann als Masterseminar zur Komparativen Geschichte bzw. als Masterseminar zu einem Thema der Geschichte in diachroner Perspektive besucht werden.

Literatur
Barbara Stollberg-Rilinger: Logik und Semantik des Ranges in der Frühen Neuzeit, in: Ralph Jessen, Hrsg., Konkurrenz in der Geschichte. Praktiken – Werte – Institutionalisierungen, Frankfurt/New York 2014, S. 197-227; Angelika Epple/ Walter Erhart: Die Welt beobachten – Praktiken des Vergleichens, in: dies. (Hg.): Die Welt beobachten. Praktiken des Vergleichens. Frankfurt am Main 2015, S. 7-31; Eleonora Rohland/ Angelika Epple/ Antje Flüchter/ Kirsten Kramer (Hg.): Contact, Conquest and Colonization. How Practices of Comparing Shaped Empires and Colonialism Around the World  New York: Routledge; 2021; André Krischer: Rang und Zeremoniell in diplomatischer Praxis und Theorie der Sattelzeit, in: Andreas Pečar/ Thomas Biskup (Hg.): Die Klassifikation der Staatenwelt im langen achtzehnten Jahrhundert, Berlin/ Boston 2021, S. 17-44

  

 

Der Bauernkrieg am Oberrhein - Agrarische Untertanenkonflikte zwischen Spätmittelalter und Frühneuzeit

mit Prof. Dr. Jürgen Dendorfer

 

Foto PD Krischer3

Termin

Beginn: 18.04.2023

Di., 9-12 Uhr c.t.
Raum: Kollegiengebäude I/HS 1137

Das Abgabedatum für die Hausarbeit ist der 30.September.2023.
Mündliche Prüfungen nach individueller Absprache i.d.R. zwischen dem 24.Juli und dem 13. Oktober 2023.

Kommentar

Der Bauernkrieg von 1525 war der gewaltsame Höhepunkt einer Reihe von Konflikten zwischen bäuerlichen Untertanen und Grundherren, die schon seit dem 14. Jahrhundert schwelten und sich punktuell in Unruhen entladen hatten. Der Bauernkrieg unterschied sich davon nicht nur durch die Ausdehnung der Aufstände vom Oberrhein über Bayern und Tirol bis nach Thüringen und Sachsen, sondern auch dadurch, dass sich diese nicht nur gegen einzelne adlige oder klösterliche Herrschaftsträger richteten, sondern gegen die feudale Abschöpfungsordnung selbst. Neu war auch eine überregional geteilte und durch Druckschriften vermittelte Programmatik sowie die Berufung der Bauern auf die Lehren der Reformatoren. Martin Luther hat die Rechtfertigung der Gewalt durch das Evangelium allerdings nicht nur entschieden zurückgewiesen, sondern die Fürsten auch zur Niederschlagung der Unruhen aufgerufen. Ende 1525 hatten sich die Fürsten auf ganzer Linie durchgesetzt, mehr als 60.000 Bauern waren bis dahin getötet worden. In der Forschung wurde der religiöse inspirierte und medial stimulierte bäuerliche Widerstand gegen die Verschärfung der Abhängigkeits- und Ausbeutungsverhältnisse durch die sich ausbildenden Territorialstaaten als vormoderne Revolution diskutiert. Andere Arbeiten verweisen auf die langfristigen Folgen des Bauernkriegs, der zur „Verrechtlichung“ (W. Schulze) politisch-sozialer Konflikte im frühneuzeitlichen Deutschland geführt habe. Die gewaltsame Dynamik selbst und deren zeitgenössische Deutungen sowie die unmittelbaren Folgen des Bauernkriegs gerieten so allerdings aus dem Blick. Im Seminar wollen wir an dieser Stelle ansetzen und uns dem Bauernkrieg mit aktuellen Fragen der historischen Forschung nähern. Nach der gründlichen Einarbeitung in die Geschichte des Strukturwandels der spätmittelalterlichen Agrarverfassung und in die Forschungen zu Motiven und Motivationen der Bauern fragen wir z.B. nach ihrer kommunikativen Vernetzung, nach Praktiken und Wahrnehmungen der Gewalt (was etwa machte den Bauernkrieg für wen zum „Krieg“?) und nach Formen der Kriminalisierung und Bestrafung nach der Niederschlagung. Wir werden den Fokus auf das Geschehen am Oberrhein legen und dabei sowohl edierte als auch archivalische Quellen heranziehen. Eine wichtige Rolle spielt darüber hinaus auch der Bauernkrieg in der deutschen Erinnerungskultur und die Frage nach seiner ‚public history‘: Wie und mit welchen Perspektiven kann seine Geschichte heute in einer außerwissenschaftlichen Öffentlichkeit präsentiert werden?

Literatur Peter Blickle, Unruhen in der ständischen Gesellschaft 1300-1800 (EDG, Bd. 1), 3. Aufl. München 2012; ders., Der Bauernkrieg. Die Revolution des Gemeinen Mannes, 5. Aufl., München 2017; André Holenstein, Bauern zwischen Bauernkrieg und Dreißigjährigem Krieg (EDG, Bd. 38), München 1996; Thomas Adam, Joß Fritz - das verborgene Feuer der Revolution. Bundschuhbewegung und Bauernkrieg am Oberrhein im frühen 16. Jahrhundert, 3. Aufl., Ubstadt-Weiher 2013; Horst Buszello, Spätmittelalterliche Bauernrevolten und Deutscher Bauernkrieg. Konfliktszenarien, Legitimationsweisen, Lösungsstrategien, in: Ders./Konrad Krimm (Hgg.), Zwischen Bauernkrieg und französischer Revolution. Untertanenkonflikte am Oberrhein (Oberrheinische Studien 44), Ostfildern 2022, S. 9-56; Andreas Würgler, Diffamierung und Kriminalisierung von "Devianz" in frühneuzeitlichen Konflikten, in: Mark Häberlein (Hg.), Devianz, Widerstand und Herrschaftspraxis in der Vormoderne. Studien zu Konflikten im südwestdeutschen Raum (15.-18. Jh.), Konstanz 1999, S. 317-374

 

 

Ein Reich eigener Art. Die Vereinigten Staaten zwischen kolonialer Erfahrung und informellem Imperialismus

  Eckert_Bild PD Dr. Georg Eckert
Termin

Termine:

  • 19.05., 8-14 Uhr c.t.
  • 16.06.- 17.06., 9-19 Uhr c.t

Raum: Kollegiengebäude IV/Übungsraum 2

Das Abgabedatum für die Hausarbeit ist der 31.August.2023.
Mündliche Prüfungen nach individueller Absprache, in der Regel im Laufe des Monats August

Kommentar

Die Vereinigten Staaten von Amerika stellen in der Geschichte der neuzeitlichen Imperienbildung einen besonderen und zugleich einen besonders interessanten Fall dar. Ehe sie ein eigenes Imperium zu etablieren begannen, waren sie schließlich selbst Teil eines Imperiums gewesen: als Kolonien, die sich im Wege einer Revolution vom britischen Mutterland gelöst hatten. Angesichts eigener kolonialer Erfahrungen suchten die jungen USA daher ein Reich eigener Art zu begründen: ein Imperium der Freiheit. Intensive Quellenlektüre soll ermöglichen, diesem eigenartigen Zusammenhang näherzukommen und zugleich seine immanenten Paradoxien zu erkunden.

Literatur

Norbert Finzsch: Konsolidierung und Dissens. Nordamerika von 1800 bis 1865, Münster 2005. Michaela Hampf: Empire of Liberty. Die Vereinigten Staaten von der Reconstruction zum Spanisch-Amerikanischen
Krieg, Berlin/Boston 2019. Robert Middlekauf: The Glorious Cause. The American Revolution, 1763-1789,
Oxford/New York 2005. Daniel Vickers (Hrsg.): A Companion to Colonial America, Malden/Oxford 2006.

 

Kolloquium

 

Neue Forschungen zur frühneuzeitlichen Geschichte

 
Termin

Blockveranstaltung vom 02.06.2023 - 04.06.2023 im Schullandheim Luginsland. Dazu kommen vier weitere Sitzungen vor Ort am Dienstag, 18-20 Uhr. Die Termine werden zum Beginn des Sommersemesters bekannt gegeben

Kommentar

Voraussetzungen und zu erbringende Studienleistung: Interesse an der Geschichte der Frühen Neuzeit, verbindliche Anmeldung und kurze Begründung der Teilnahme bis zum 15.04.2023 regelmäßige und stets vorbereitete Teilnahme, aktive mündliche Mitarbeit, Übernahme einer Präsentation und eines Sitzungsberichts. Die Anzahl der Teilnehmenden ist auf fünf Studierende begrenzt, die Kosten werden übernommen. Die Veranstaltung zählt nicht als Exkursion.

Das Programm des Kolloquiums finden Sie hier.

 

 

Proseminare 

 

City as a wild thing? Urbanisierung anders gedacht. Leben und wohnen in der Stadt der Vormoderne


Termin

Beginn: 18.04.2023

Di., 13-16 Uhr c.t.
Raum: KG I/ HS 1224

Abgabedatum für die Hausarbeit: 22.September.2023
Mündliche Prüfungen nach individueller Absprache i.d.R. zwischen dem 24. Juli und 13. Otober 2023.

Kommentar

Urbanisierungs- und Stadtwerdungsprozesse werden in erster Linie mit mehr oder weniger trockenen Fakten erklärt: die Zahl der Städte nahm seit dem Hochmittelalter zu, städtische Verdichtung ging einher mit einem Wachstum der Bevölkerung (z.B. Italien zwischen 300 und 1340: Anstieg von 4 auf 9,3 Millionen Einwohner:innen), Handel und erste Globalisierung ließen Metropolen wie London, Antwerpen oder Augsburg entstehen, die sich nicht nur durch eine beschleunigte Geldwirtschaft aufzeichneten, sondern vor allem kulturelle Zentren bildeten.

All diese Entwicklungen wurden durch Menschen initiiert, genutzt, ausgehandelt, bestritten, bekämpft. Wo und vor allem wie aber lebten diese Menschen? Wie
gestalteten sich Mietverhältnisse, wie wurden Städte ausgebaut, wie Häuser eingerichtet? Wie wirkten sich Klimaveränderungen auf Architektur und Bauweisen in der Stadt aus? Welche Infrastrukturen wurden geschaffen, um Krisen zu überstehen? Wo kauften die Menschen ein? Welche Konsummuster lassen sich in den Quellen erkennen?

Dieser erste Fragenkatalog leitet die thematische Ausgestaltung des Seminars an.
Basierend auf grundlegenden Forschungserkenntnissen aus der Soziologie, Geographie und Stadtgeschichte (Max Weber/Edward Soja/Martina Löw) und spätmittelalterlich-frühneuzeitlicher Quellentexte (Chroniken/Gerichtsakten/Selbstzeugnisse/Ego Dokumente/Verwaltungsschriftgut) wollen wir erarbeiten, wie sich das
konkrete Zusammenleben in der Stadt gestaltete.

Literatur

Astengo, Gregorio, A Landscape of conflict: Speculators and books in Early Modern London, in: RA. Revista de Arquitectura 23 (2021), S. 146–161. Baer, William C., Landlords and tenants in London, 1550–1700, in: Urban History 38 (2011), S. 234–255. Barrios Sotos, José Luis, Arrendatarios y subarrendatarios de inmuebles urbanos en Toledo durante el siglo XV: acceso al dominio útil, su movilidad y fragmentación, in: Anales Toledanos 34 (1997), S. 89–102 Béaur, Gérard/Schofield, Phillipp/Chevet, Jean-Michel/Pérez Picazo, María Theresa (Hg.), Property rights, land markets, and economic growth in the European countryside (13th–20th centuries) (Rural history in Europe 1), Turnhout 2013. Canepari, Eleonora, Temporary housing and unsettled population: Drivers of urban change in Early Modern Marseille and Rome, in: Journal of Early Modern History 25 (2021), S. 118–140. Dieselb., Common Places: Sharing Spaces in Early Modern ‘Ordinary’ Houses, in: European History Quaterly 51 (2021), S. 464–479. Eibach, Joachim/Schmidt-Voges, Inken/Dionigi, Albera (Hg.), Das Haus in der Geschichte Europas. Ein Handbuch, Berlin/Boston 2015. Harding, Vanessa, Space, property, and propriety in urban-England, in: The Journal of Interdisciplinary History 32/4 (2002), S. 546–569. Eckstein, Nicholas A., Prepositional City: Spatial practices and micro-neighborhood in Renaissance Florence, in: Renaissance Quarterly 71 (2018), S. 1235–1271. Jones, Philip E., The Fire Court: Calendar to the Judgments and Decrees of the Court of Judicature Appointed to Determine Differences Between Landlords and Tenants as to Rebuilding after the Great Fire, Bd. 1 u. 2, Virginia 1966. Krieger, Julia (Hg.), Wohnen ohne Eigentum. Mieten und Bauen in Land und Stadt seit dem Mittelalter in Franken (Geschichte und Kultur in Mittelfranken 10), Baden-Baden 2022. Leyborn, William, A Platform for Purchasers, London1668. Oestmann, Peter, Art. „Miete“, in: Staatslexikon, 8. Aufl., online, online unter:https://www.staatslexikon-online.de/Lexikon/Miete [zuletzt eingesehen: 01.12.2022]. Orlin, Lena Cowen (Hg.), Material London, ca. 1600, Pennsylvania 2000. Rajkay, Barbara, Urban topography, population, visual representations, in: Häberlein, Mark/Tlusty Ann B. (Hg.), A companion to Late Medieval and Early Modern Augsburg (Brill’s Companions to European History 20), Leiden/Boston 2020, S. 20–45 Roeck, Bernd, „Arme” in Augsburg zu Beginn des 30jährigen Krieges. Untersuchungen zu Wohn- und Vermögensverhältnissen der städtischen „Unterschicht“ und zur Sozialtopographie der Reichsstadt anhand einer Getreideverteilungsliste aus dem Jahr 1622, in: ZBLG 46 (1983), S. 515–558. Salzberg, Rosa, Mobility, cohabitation and cultural exchange in the lodging houses of Early Modern Venice, in: Urban History 46 (2019), S. 398–418. Schmidt-Funke, Julia (Hg.), Materielle Kultur und Konsum in der Frühen Neuzeit (Ding, Materialität, Geschichte 1), Köln/Weimar/Wien 2019. Schulin, Paul,
Zur Geschichte der mittelalterlichen Miete in west- und süddeutschen Städten, in: ZRG GA 41 (1920), S. 127–209.

 
 
 

Mehrsprachige Gesellschaften im frühneuzeitlichen Europa

 
Bild KühnerPD Dr. Christian Kühner
Termin

Beginn: 19.04.2023

Mi., 14-17 Uhr c.t.
Raum: Breisacher Tor/ Raum 107

Das Abgabedatum für die Hausarbeit ist der 15.09.2023
Mündliche Prüfungen nach individueller Absprache i.d.R. zwischen dem 24. Juli und 13. Oktober 2023.
 
Kommentar

Viele Gesellschaften im frühneuzeitlichen Europa waren mehrsprachig. In vielen Territorien waren mehrere Sprachgruppen präsent, weil sich politische Grenzen nicht an Sprachgrenzen orientierten. In großen Handelsstädten begegneten sich Menschen mit vielen unterschiedlichen Muttersprachen. In Residenzstädten sprachen die Adligen an den Höfen Sprachen, die als vornehm galten, wie Französisch oder Italienisch; in Universitätsstädten schrieben die Gelehrten das Lateinische nicht nur, sondern sprachen es auch. Das Ziel des Proseminars ist es, diese verschiedenen Fälle zu untersuchen und so die Sprachenvielfalt im vormodernen Europa in den Blick zu nehmen. Dabei soll auch betrachtet werden, wie Fremdsprachen im frühneuzeitlichen Europa gelernt und gelehrt wurden.


Literatur

Thomas Nicklas/Matthias Schnettger (Hg.), Politik und Sprache im frühneuzeitlichen Europa, Mainz 2007; Teresa Gruber, Mehrsprachigkeit und Sprachreflexion in der Frühen Neuzeit. Das Spanische im Königreich Neapel, Tübingen 2014; Helmut Glück/Mark Häberlein/Andreas Flurschütz da Cruz (Hg.), Adel und Mehrsprachigkeit in der Frühen Neuzeit. Ziele, Formen und Praktiken des Gebrauchs von Fremdsprachen, Wiesbaden 2019; Helmut Glück/Mark Häberlein/Konrad Schröder (Hg.), Mehrsprachigkeit in der Frühen Neuzeit. Die Reichsstädte Augsburg und Nürnberg vom 15. bis ins frühe 19. Jahrhundert, Wiesbaden 2013; Mark Häberlein, Fremde Sprachen in frühneuzeitlichen Städten. Lernende, Lehrende und Lehrwerke, Wiesbaden 2010; Mark Häberlein (Hg.), Sprachmeister. Sozial- und Kulturgeschichte eines prekären Berufsstandes, Bamberg 2015; Norbert Furrer, Die vierzigsprachige Schweiz. Sprachkontakte und Mehrsprachigkeit in der vormodernen Gesellschaft (15.-19. Jahrhundert), 2 Bde., Zürich 2002; Bodo Guthmüller (Hg.), Latein und Nationalsprachen in der Renaissance, Wiesbaden 1998; Werner Hüllen, Kleine Geschichte des Fremdsprachenlernens, Berlin 2005.

 


 

Übung

 

Storytelling. Stadtgeschichte digital. Neue Forschungsansätze in den Digital Humanities


Termin

Beginn: 17.04.2023

Mo, 14-16 Uhr c.t.
Raum: Peterhof/ R 1

Kommentar

Historiker:innen erzählen. Wie aber wird aus quellenbasiert, wissenschaftlich-methodisch erarbeitetem Material „Geschichte“? Welche digitalen Möglichkeiten gibt es, um Geschichte breitenwirksam zu vermitteln und an neue Formen des digitalen storytellings anzupassen?

In der Übung wollen wir uns damit auseinandersetzen und basierend auf der jüngsten Forschungsliteratur diskutieren und praktisch erproben, wie Geschichte digital erzählt werden kann.

Literatur

Döring, Karolina/ Haas, Stefan/ König, Mareike (Hg.), Digital History. Konzepte, Methoden und Kritiken digitaler Geschichtswissenschaft (Studies in digital history and hermeneutics 6), Berlin/ Boston 2022. Fickers, Andreas/ Tatarinov, Juliane (Hg.), Digital history and hermeneutics (Studies in digital history and hermeneutics 2), Berlin/ Boston 2022. History & Theory 61/4 (2022) Kemman, Max,  Trading zones of digital history (Studies in digital history and hermeneutics 1 ), Berlin/ Boston 2021

 

Die Türkenkriege. Christlich-muslimische Auseinandersetzungen zwischen 1396 und 1699


toenjes2 Dr. Christopher Toenjes

Termin

Beginn: 24.04.2023
 
Mo, 9-12 Uhr c.t.
Raum: Kollegiengebäude IV/Übungsraum 2

Das Abgabedatum für die Hausarbeit ist der 17.September. 2023.
Mündliche Prüfungen nach individueller Absprache zwischen dem 24. Juli und 13. Oktober 2023.


 

 

Kommentar

 

 

 

Die osmanische Expansion im 14. bis 16. Jahrhundert erfolgte in atemberaubendem Tempo. Entstanden um 1300 im Westen Anatoliens überquerten die türkischen Osmanen Mitte des 14. Jahrhunderts die Dardanellen und etablierten einen Stützpunkt in Gallipoli (Europa). Bald darauf wurden im Laufe des Jahrhunderts, Thrakien, dann große Teile Griechenlands, des Balkans und Anatoliens erobert. Die christlichen Mächte Europas betrachteten diese Entwicklungen mit Besorgnis, bsd. nachdem im Jahre 1396 ein Kreuzfahrerheer
bei Nikopolis von den Osmanen vernichtet worden ist. Das 15. Jahrhundert brachte weitere erstaunliche Erfolge für die Osmanen mit sich, bsd. die sehr Besorgnis erregende Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453, was gleichzeitig den Niedergang des Byzantinischen Reiches bedeutete. Im 16. Jahrhundert fiel nicht nur ein großer Teil der arabischen Welt in die Hand der Osmanen, sondern auch das Königreich Ungarn und im Jahre 1529 wurde sogar Wien belagert. Wir werden die sehr uneinheitlichen Reaktionen der christlichen Mächte Europas untersuchen. Während auf der einen Seite viel von Kreuzzügen und Bündnisse gegen die Türken gesprochen wurde, bsd. seitens der Päpste, sah die Realität anders aus. Man war zu sehr mit eigenen Problemen innerhalb Europas beschäftigt, um sich einem Feind von außen zuzuwenden. Dazu kamen die zahllosen Feindschaften zwischen den Mächten, Feindschaften, die so gravierende waren, dass manche Herrscher sogar Bündnisse mit dem „Erzfeind“ (den Türken) bevorzugten, wenn man dadurch einem verfeindeten Mitchristen schaden konnte. Wenn es auch nie zu einem auf ganz Europa übergreifenden Bündnis gegen die Türken kam, gab es dennoch viele Kriege und Schlachten zwischen den Osmanen und den einzelnen christlichen Mächten, welche an das osmanische Reich grenzten. Als Vorbereitung auf das PS, empfehle ich Gábor Ágoston, The last Muslim conquest : the Ottoman Empire and its wars in Europe, Princeton 2021.

Literatur
Ball, Sultans of Rome : The Turkish World Expansion, London 2012; Bisaha, Creating East and West : Renaissance Humanists and the Ottoman Turks, Philadelphia 2004; Brummett, , ‘Ottoman Expansion in Europe, ca. 1453-1606,’ in Faroqhi (Hg.), The Cambridge history of Turkey, vol. II, Cambridge 2012, S. 44-73; Finkel, Osman's Dream : The Story of the Ottoman Empire 1300 - 1923, London 2006; Housley, Crusading and the Ottoman Threat, 1453-1505, Oxford 2013; Johnson, The Holy War Idea in Western and Islamic Traditions, University Park 1997; Matschke, Das Kreuz und der Halbmond : Die Geschichte der T ̈urkenkriege, D ̈usseldorf (i.a.) 2004; Matuz, Josef, Das Osmanische Reich: Grundlinien seiner Geschichte, Darmstadt 2006; Schwoebel, The Shadow of the Crescent: The Renaissance Image of the Turk (1453-1517), Nieuwkoop 1967.